22. Mai – 4. Juli 2015

JUDITH ALBERT
MARCEL GÄHLER
ANDRI STADLER

unheimlich schön

Vernissage: Donnerstag, 21. Mai 2015, 18.30 h
Einführung: Cornelia Ackermann, Sadhyo Niederberger, Kuratorinnen

KulTour im Trudelhaus mit Nic Niedermann, Gitarre
Samstag, 6. Juni 2015, 12 – 17 h, www.kultourinbaden.ch

Rundgang mit Kunstschaffenden und Kuratorinnen
Dienstag, 9. Juni 2015, 19 h

Finissage in Anwesenheit der Kunstschaffenden
Samstag, 4. Juli 2015, 15 h – 17 h

Öffnungszeiten: Freitag 14 – 18 h, Samstag + Sonntag 14 – 17 h

unheimlich schön

Das TRUDELHAUS Baden vereint unter dem Titel "unheimlich schön" drei ruhig anmutende, doch spannungsreiche Positionen. Zu entdecken sind die geheimnisvollen Videos der Innerschweizer Künstlerin Judith Albert, die dunkle, fast monochrome Fotografie des in Luzern lebenden Andri Stadler und die Zeichnungen und Bilder des Winterthurer Künstlers Marcel Gähler, der aus dem fotografischen Archiv der Erinnerung schöpft.

Die Ausstellung "unheimlich schön" setzt zwei Begriffe in befruchtende Konkurrenz. Das Schöne richtet den Blick auf das Bekannte, die Hoffnung und die Harmonie. Das Unheimliche begegnet uns im Versteckten, in der sich subtil veränderten Wiederholung, im Dunkeln, in der Ungewissheit. Die drei eingeladenen Künstler/innen thematisieren in unterschiedlichen Verfahren das Unsichtbare, die Ahnung, die Transzendenz des Schönen. Stille durchzieht alle Werke, doch was war vor dieser vermeintlichen Ruhe und was folgt? Diese allen Werken immanente Frage verleiht ihnen einen filmischen und spannungsgeladenen Aspekt.

Andri Stadler *1971 zeigt in seinen Fotografien menschenleere, ruhige Szenerien, die sich in grösster Dunkelheit abspielen. Das Auge des Betrachters braucht, gleich wie beim Sehen in der Nacht, Zeit um sich an die Dunkelheit der Bilder zu gewöhnen, Formen und Farben zu entdecken. Auf einer sehr grossen Hochglanzfotografie bestimmen feinste tonale Farbabstufungen die nächtliche Landschaft. Der ausgeprägte Glanz wirft den Blick zurück, lässt das Bild zu einer Spiegelfläche werden, die sich als lose gehängte Papierrolle selber als empfindliche Oberfläche entlarvt. Die neue, kleinformatige Serie "Shade" wurde mit der Digitalkamera ohne Objektiv aufgenommen. Zwei Lichtquellen beleuchten den Raum. Vor der Linse bewegt der Künstler seine Hände, die sich als Schatten auf dem Bild zu neuem Inhalt transformieren. Stadler setzt mit seinen radikal reduzierten Aufnahmen einen Gegenpol zur immensen Fotoproduktion und zur Bilderflut unserer Zeit. Er verweist mit feinen Anspielungen aber auch auf die Bildproduktion im Laufe der Geschichte von der Höhlenmalerei über das Fotogramm und die Entdeckung der Fotografie bis zum schwarzen Quadrat Malevich's.

Die in Zürich lebende und arbeitende Judith Albert *1969 hat im zeitgenössischen Videoschaffen eine eigenständige Handschrift entwickeln. Die Künstlerin, die auch international Beachtung findet, zum Beispiel durch ihre aktuelle Beteiligung an der Ausstellung "Verzauberte Zeit" in der Kunsthalle Hamburg, wird im TRUDELHAUS zwei Videoprojektionen zeigen. In "Wolfsstunde" bleibt sowohl der Blick in einen Birkenwald, wie auch die kaum wahrnehmbare körperliche Präsenz der Künstlerin während der ganzen Filmsequenz rätselhaft. Weisse, gut getarnte Strümpfe, der warme Hautton von zwei Händen und Armen und die später entblössten Beine lassen Assoziationen rund um ein mögliches verstecktes Geschehen im Wald zu. Ob der Wald Schutz für die Frau bietet oder ob im Schutz der Bäume etwas Verbotenes passiert, lässt die Künstlerin offen. Das eindringliche Video "Nu à l'ércharpe orange", in dem sich ein Tintenfisch besitzergreifend um die Hüfte eines liegenden Frauenaktes schlingt, provoziert einen unvergesslichen Schauer. Judith Albert verdichtet einfache Gesten und Handlungen zu poetischen, atmosphärisch aufgeladenen Videosequenzen, die an zum Leben erwachte Gemälde erinnern.

Den fotorealistischen Zeichnungen, Aquarellen und Ölbildern von Marcel Gähler *1969 liegen Aufnahmen aus seinem persönlichen Umfeld zugrunde. Spielende Kinder am Feuer, feiernde Nachbarn im Garten oder die schlafende Familie im Schlafsack sind Ereignisse, die Marcel Gähler fotografiert und nach der Fotografie abzeichnet oder malt. Ein komplexes Display schafft er durch die Projektion der Fotografie auf ein Tuch und deren abermaliges Ablichten: die kinoartige Lichtsituation, die leicht gewellte Projektionsfläche und schräg gestellte oder angeschnittene Bildränder intensivieren das Seherlebnis und verleihen der sorgfältig gezeichneten oder gemalten Situation eine rätselhafte Aura. So erinnern seine malerischen Arbeiten an eingefrorene Film- und Familienszenen, unspektakulär, doch durch die Übertragung und die zarten hell-dunkel Zwischentöne unheimlich schön und von magischer Stofflichkeit.

Judith Albert
Judith Albert: Wolfsstunde, 2009, Videostill

Judith Albert
Judith Albert: Judith und Holofernes, 2013, Video 3'50'', single channel, Farbe, Ton

Judith Albert
Judith Albert: Nu à l'écharpe orange, 2009, Video 8' loop, single channel, Farbe, Ton

Marcel Gähler
Marcel Gähler: ohne Titel, 2008, Aquarell auf Papier, 154 x 200 cm

Marcel Gähler
Marcel Gähler: ohne Titel, 2012, Öl auf Leinwand, 30 x 40 cm

Marcel Gähler
Marcel Gähler: ohne Titel, 2012, Bleistift auf Papier, 6,7 x 8,8cm

Andri Stalder
Andri Stalder: Shade 05

Andri Stalder
Andri Stalder: Shade 07

Andri Stalder
Andri Stalder: Shade 09