In der Ausstellung «Landschaften» befassen sich Julia Steiner und Heiko Blankenstein in ihren ortspezifisch entwickelten Werken mit der Herkunft und der Zukunft unseres Naturverständnisses. Julia Steiner schlägt eine Brücke vom Garten in den Ausstellungsraum. Das natürliche Wachsen und Blühen neben dem Zimmermannhaus wird zur Grundlage ihrer Rauminstallation: Entlang von gespannten Schnüren nimmt die Künstlerin Pflanzen in eine Raumzeichnung mit – es entsteht ein dreidimensionales Herbarium, eine Sammlung fragiler Silhouetten, ein System aus gewachsenen Zeichen. Schon Julia Steiners Zeichnungen, mit schwarzer Farbe auf weisse Wände oder Papierbögen aufgetragen, haben Dichte und Dynamik zum Thema. Mit choreografischem Elan kreieren sie im Grossformat ausschwärmende Bewegung, erzeugen den Anschein von Feuer und Rauch oder von windgepeitschtem Gras. Im Zimmermannhaus schliesst die Künstlerin an ihre Arbeit mit Fundgegenständen an; die Auslegeordnung lädt zum Vergleichen ein, lenkt den Fokus auf Fragmente und Vergänglichkeit von Leben und «Natur». Heiko Blankenstein interessiert sich für hybride Formen von Skulptur und Zeichnung. Seine Installation «Turnover» hebt die klare Trennung zwischen zwei- und dreidimensionalen Leseweisen auf zugunsten von Bildräumen, die in die Architektur ausgreifen. Display und Skulptur in einem, prägen die artifiziellen Dispositive unsere Betrachtung von «Landschaft» oder «Natur». Astronomisches und kosmologisches Wissen liegen Blankeinsteins Schaffen zugrunde und werfen in einer wissenschaftlich anmutenden Ästhetik Fragen auf nach Raum und Zeit. Eine komplett analoge Arbeitsweise – seine ebenso romantisierenden wie abstrahierenden Visionen sind mit Kohle auf Papier geschaffen – geht immer wieder von der Zeichnung aus und entwirft Modelle, die sowohl Utopie als auch Dystopie vereinen.
Laufzeit der Ausstellung: Samstag, 19. August bis Sonntag, 15. Oktober 2023