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«Superposition» von Christoph Oertli

Spezial Brugger Dokumentarfilmtage. Präsentiert von Video Window
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Posted in: Ausstellungen
14. September 2023   -   17. September 2023
Veranstaltungen:
  1. 14. September 2023 | 18:00

    Eröffnung

Veranstaltungsort
Zimmermannhaus Kunst & Musik

Vorstadt 19
5200 Brugg
T 056 441 96 01
info_at_zimmermannhaus.ch


https://zimmermannhaus.ch
Öffnungszeiten

Mi–Fr 14.30–18 Uhr

Sa, So 11–16 Uhr

Die nomadisierende Videokunstplattform VIDEO WINDOW unter der kuratorischen Leitung von Bruno Z’Graggen (Zürich) ist im Zimmermannhaus Brugg zu Gast. Sie präsentiert als Beitrag zu den Brugger Dokumentarfilmtagen 2023 die neue Arbeit Superposition des bekannten Schweizer Videokünstlers Christoph Oertli (Basel). Das Werk ist nach der Premiere am Videoex, Experimental Film & Video Festival Zürich 2022 zum ersten Mal in einem Ausstellungskontext zeitgenössischer Kunst zu sehen. 
Christoph Oertli lebte lange in Grossstädten im Ausland, zuletzt in Brüssel, bevor er 2017 in die Schweiz zurückkehrte, wo sich die verschiedenen Schauplätze seines Videos befinden. Als Abwesender beobachtet er in Superposition mit dem interessierten Blick eines Aussenstehenden die Welt, die ihn nun umgibt. Er thematisiert im Spannungsfeld von Individualität und gesellschaftlichem Zusammenleben das Phänomen der Abkapselung, das er als Leitmotiv im Film verfolgt.

Der Künstler spürt einer Begebenheit nach, die in der ökonomisch saturierten Schweiz ausgeprägt zu sein scheint: die wachsende Vorliebe vieler Privilegierter für teure und überdimensionierte Autos (SUV) kombiniert mit ländlichem Eigenheim, abgeschirmt durch palisadenhafte Hecken und Mauern. Wir sehen, wie die Leute in den panzerhaft anmutenden Fahrzeugen komfortabel und sicher zwischen Zuhause, Geschäfts- und Einkaufsort im urbanen Zentrum pendeln. Das Video untersucht Mobilität und vergegenwärtigt die Inbesitznahme und Ausgestaltung des ländlichen Raumes, die modellhafte Natur und Zersiedelung. Es führt uns in vorstädtische Villensiedlungen und zeigt im Kontrast dazu urbane Architektur von Arbeitsorten.
Superposition ist ein leises Werk mit langen Einstellungen. Ohne Kommentare und Dialoge basiert es auf akkurater Beobachtung, Bildkraft und raffinierter Montage von Sequenzen unter Verwendung von Found-Footage-Material, Bildmanipulation und Animation, verwoben mit einer präzisen Tonspur des Musikers und Sounddesigners Thomas Jeker. Oertli komponiert alltägliche Beobachtungen im öffentlichen Raum zu einem rhythmischen und soghaften Narrativ, das wiederholt überraschende Wendungen enthält und uns zum Staunen bringt. 

Formalästhetisch oszilliert die Videoarbeit mit der unverkennbaren Handschrift des Künstlers zwischen dokumentarischem Blick und Ausdruck, choreografiert scheinender Inszenierung im öffentlichen Raum, Fiktion, Erzählung und Dramaturgie mit Suspense und Bezügen zu Kinofilmen. Die atmosphärisch-kunstvoll verdichteten und tableauhaften Szenerien lassen uns ausreichend Zeit zur Betrachtung, schärfen gleichzeitig unsere Wahrnehmung, lösen Assoziationen aus und regen eine offene Reflexion an.
Letztlich lässt sich Superposition auch als dringliches künstlerisches Statement und Zivili-sationskritik lesen. Oertli spiegelt die augenscheinliche Selbstgenügsamkeit der Protago-nist:innen, deren Lebensstil in einem krassen Widerspruch zu stehen scheint gegenüber der globalen Herausforderungen.



Text von Bruno Z’Graggen


 

ERÖFFNUNG 
DONNERSTAG 14.09., 18–20 UHR
IN ANWESENHEIT VON CHRISTOPH OERTLI UND BRUNO Z'GRAGGEN

OFFEN


FREITAG 15.09., 14.30–20 UHR


SAMSTAG 16.09., 11–20 UHR


SONNTAG 17.09., 11–18 UHR


 

Eintritt frei

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