Esther Amrein und Rosângela de Andrade Boss verfolgen beide ihre eigene künstlerische Arbeit unabhängig voneinander. Seit mehreren Jahren sind sie auch als Künsterinnenduo zusammen und lassen ihre Vorgehensweisen zu einer neuen Bildsprache verschmelzen, bei der die individuelle Autorinnenschaft nicht mehr im Vordergrund steht.
Das Herzstück ihrer gemeinsamen Arbeit sind grossformatige Zeichnungen und Malereien, an denen sie einzeln in ihren Ateliers arbeiten, und die sie sich so lange hin und her schicken, bis sie das Werk als fertig erachten. Obwohl jede Künstlerin eine eigene Handschrift hat, sind ihre gemeinsamen Werke nicht klar zuzuordnen, sondern sie verschmelzen zu einem neuen Ganzen. Landschaften, fliessende Gewebestrukturen, Linien und geometrische oder figürliche Elemente finden zusammen und fordern sie bei jedem Arbeitsdurchgang zu Offenheit und Neuinterpretation heraus. Esther Amrein und Rosângela de Andrade Boss arbeiten für thematische Kooperationen aber auch direkt zusammen und wählen dafür die angepassten Medien wie Papiermaché, Keramik oder Drucktechniken.
Ihre Intervention im Eck wird auch eine Kooperation vor Ort sein. Sie ist prozesshaft angelegt, startet mit vergleichsweise wenigen Elementen und wird sich im Laufe der Ausstellung kontinuierlich weiterentwickeln.
Vertikal im Raum stehen fünf Bilderrahmen. Beiläufig darübergelegt oder daran angelehnt sind einige wenige Papierarbeiten. Unwillkürlich stellt sich der Eindruck ein, dass sich hier etwas Zweidimensionales von der Wand gelöst und in den Raum bewegt hat.
Die Motive für ihre Bilder finden die Künstlerinnen auf Stadtrundgängen durch Aarau, bei denen sie typische und ortsspezifische Fragmente an Gebäuden und Strassen aufspüren. Das gesammelte Material ist Ausgangspunkt für Monotypien und Zeichnungen, die nach und nach die Installation bereichern.
Esther Amrein und Rosângela de Andrade Boss präsentieren dem Publikum mit ihrer begehbaren Installation, die ephemer und offen bleiben will, ihre ganz persönliche Sicht auf die Stadt. Die Besucher*innen sind eingeladen, ihre Eindrücke diskursiv einzubringen und dem Gesamtbild weitere Facetten hinzuzufügen.